Die Commerzbank sieht sich wachsendem Druck ausgesetzt, seit die Unicredit im Herbst den Teilausstieg des Bundes genutzt hat, um massiv in die Commerzbank zu investieren. Heute kontrolliert die Mailänder Großbank rund 28 Prozent der Anteile des Dax-Konzerns, davon etwa 9,5 Prozent direkt über Aktien und knapp 18,6 Prozent durch Finanzinstrumente. Sollte ihr Anteil auf 30 Prozent steigen, wäre die Unicredit verpflichtet, den übrigen Commerzbank-Aktionären ein Übernahmeangebot zu unterbreiten.
Unicredit-Chef Andrea Orcel strebt seit Monaten eine Übernahme an. Zwei Tage vor der Strategievorstellung der Commerzbank nutzte Unicredit ihre Bilanzvorlage, um der Commerzbank öffentlich einen Fragenkatalog zu übermitteln. Darunter auch die provokante Frage: „Sind die neuen Ziele realistisch – besonders angesichts der Tatsache, dass die früheren Ziele nicht erreicht wurden? Oder beruhen sie auf zu optimistischen Annahmen und dem Druck, ein potenzielles Übernahmeangebot abzuwehren?“ Commerzbank-Chefin Orlopp konterte während der Strategiepräsentation: „Ich versichere Ihnen, dass wir auf alle Fragen, die unser italienischer Wettbewerber und Investor zu unserer Strategie gestellt hat, klare Antworten haben.“
Ein Übernahmeangebot der Unicredit liegt noch nicht vor. Orcel selbst sagte diese Woche, dass ein solches Angebot frühestens im vierten Quartal 2025 oder im ersten Quartal 2026 vorgelegt werden könne.
Angesichts des Widerstands in Deutschland plant Orcel, die Zeit zu nutzen, um bei der neuen Bundesregierung für seine Übernahmepläne zu werben. Der Bund, der die Commerzbank während der Finanzkrise 2008/2009 mit Steuermilliarden gerettet hatte, hält noch rund 12 Prozent der Anteile des Instituts.